Kora kosi - Spieltechnik






Kora kosi
Jali Meseng Cissokho
Ziguinchor, Casamance, Senegal


Kora kosi


bedeutet "Kora spielen" in der Mandinka Sprache


Die Kora ist als Harfe eine eigenständige Entwicklung, die es nur in Westafrika gibt.
Sie unterscheidet sich deshalb nicht nur in der Bauweise, sondern auch in der Spieltechnik
und der darauf gespielten Musik deutlich von den üblichen Harfen.

Die Kora wird beidhändig nur mit den Daumen und den Zeigefingern gespielt.
Jedoch sind die Saiten in zwei parallelen Reihen angeordnet,
wodurch jede Hand ihre eigene Saitenreihe spielt, die tiefen mit dem Daumen und die hohen mit dem Zeigefinger.

Diese Anordnung prägt die Polyphonie der Koramusik
und erleichtert das Spielen von einzelnen Intervallen sowie Melodielinien in parallelen Oktaven, Quinten, Terzen.

Die Kora ist prädestiniert als Soloinstrument, da man Bass, Melodie, Begleitung, Soli gleichzeitig damit spielen kann.
Viele traditionelle Koraspieler spielen äusserst virtuos in unglaublich schnellem Tempo.
Dass es sich anhört, als würden zwei oder mehrere Musiker zusammen spielen.

Der Anschlag ist im Gegensatz zur Harfe viel härter und durch die spezielle Technik des Detero
- Abstoppen der Saiten nach dem Anschlagen -
viel akzentuierter und gleicht eher dem finger picking Stil der Blues- und Ragtime-Gitarristen.

Daumen und Zeigefinger schlagen die Saiten mit der Aussenkante des Fingerballens und des Fingernagels an.
Die anderen Finger halten die Kora an den Handgriffen. Die Hand liegt locker am Korpus auf.
Die Daumen bleiben beim Anschlag gestreckt, fast parallel zu den Saiten und weisen vom Körper weg.
Die Zeigefinger werden nach innen und unten zum Körper gekrümmt.
Sie sind näher beim Körper als die Daumen und immer unter den Daumen.
Sie reissen die Saiten beim Anschlag scharf nach außen.
Bei schnellen Doppelnoten wird die zweite Note manchmal auch mit dem Zeigefingernagel in die Gegenrichtung angeschlagen (Tremolo).

Normalerweise schlägt jeweils ein Finger eine Saite an, so dass mit den vier Fingern gleichzeitig ein Akkord mit vier Tönen gespielt werden kann.
Besonders mit den Zeigefingern können aber 2, 3 oder sogar 4 benachbarte Saiten angerissen werden,
siehe die spezielle Technik des Sariro - Spielen von Akkorden.
Der rechte Zeigefinger kann auch einen Percussion Effekt namens Bolokontingo Podi ausführen.

Alle nur denkbaren Kombinationen von gleichzeitigen oder aufeinanderfolgenden, ausschwingenden
oder abgestoppten Anschlägen der vier Finger kommen in den traditionellen Stücken vor.
Diese alle zu beherrschen und frei variieren zu können ist eine anspruchsvolle Kunst, die langjähriges Üben bedingt !

Hohe rhythmische Unabhängigkeit der Finger voneinander ist Voraussetzung,
um die traditionellen Stücke - rhythmisch, harmonisch, melodische Ostinato Figuren, genannt Kumbengo spielen zu können.
Das Koraspielen zu erlernen bedeutet zuerst rein motorisch die Bewegungsmuster der Finger in einem Stück so lange zu üben
und zunehmend das Tempo zu steigern, bis sie völlig automatisiert ablaufen.
Dann können Variationen, improvisierte Verzierungen und solistische Läufe, genannt Birimintingo eingebaut werden.

Traditionelle Koraspieler singen auch noch improvisierte Melodien
und rezitieren improvisierte Texte aus der Geschichte der Manding-Clans während sie spielen !
Für diese hohe Kunst der Jaliya ist allerdings eine Ausbildungsdauer von mindestens 15 Jahren
im sozialen Umfeld einer Griot-Familie der Manding-Kultur erforderlich.

Jeder Finger kann autonom eine unabhängige Melodiefigur oder ein sich wiederholendes Ostinato Pattern spielen,
das mit den Pattern der anderen Finger auf polyrhythmische Weise verschränkt wird.
Dies geschieht häufig durch Offset-Verschiebungen, wobei eine Figur den Beat und die andere den Offbeat akzentuiert.

Normalerweise gibt es zwei miteinander verknüpfte Melodien, eine mit den Daumen gespielte Ostinato Bassfigur
und eine mit den Zeigefingern gespielte, gegenläufige Melodie mit Verzierungen.
Es können aber auch bis zu vier getrennte, für sich zwar einfache,
aber in ihrer Gesamtheit sehr komplex ineinander verwobene Muster sein.

Es ist aufgrund der daraus entstehenden Polyrhythmik (bis zu vier unabhängige motorische Anschlagmuster)
kaum möglich einen Kumbengo komplett - mit allen vier Fingern gleichzeitig - zu erlernen.
Am schnellsten geht es, wenn man zuerst die Muster der Daumen - das Bass-Ostinato - übt
und dann einzeln die Muster der Zeigefinger - die Gegenmelodie - dazunimmt.

Bei vielen Stücken (besonders des Mandinka-Repertoires) spielt der rechte Daumen eine Wechselbass-Figur,
der linke Daumen spielt eine Oktave darunter eine Begleitstimme mit synkopierten Akzenten,
der linke Zeigefinger in der Oktave darüber eine in den Offbeat verschobene gegenläufige Figur zum Wechselbass
und der rechte Zeigefinger noch eine Oktave darüber eine offbeat-verstärkende Figur dazu.

Hier die Notationen von zwei Kumbengo als Beispiele dazu (punktierte Noten werden gestoppt - Detero).
Die farbigen Linien zeigen die Bewegungen der Daumen und Zeigefinger:

Kuruntu Kelefa

Kuruntu Kelefa

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Jaka

Jaka

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Hier wird die Lage der Saiten am Steg gezeigt:


stellt im Steg die von den Zeigefingern zu spielenden Saiten als nach unten weisenden Bogen in hellem Farbton
und die von den Daumen zu spielenden Saiten als nach oben weisenden Bogen in dunklem Farbton dar.

Anleitung zum Üben

Die Kumbengo-Figur anfangs in Sequenzen von 1, 2 und mehreren Beats zerlegen
und diese der Reihe nach in langsamem Tempo lernen, bis alle aufeinander folgenden Fingerbewegungen eingeübt sind.
Dann erst versuchen die Figur als Ganzes zu spielen.

bietet die Möglichkeit in der Notation Blöcke beliebiger Länge zu markieren
und beim Abspielen zyklisch zu wiederholen (loop).

Am Anfang mit dem rechten Daumen in ganz langsamem Tempo beginnen,
bis die Figur völlig automatisiert gespielt werden kann und langsam das Tempo steigern.

Dann den linken Daumen dazunehmen, wieder langsam beginnen, das komplexere Muster beider Daumen muß neu gelernt werden.
Als nächstes die Kombination rechter Daumen mit linkem Zeigefinger über und dann wieder den linken Daumen dazunehmen.

Als letztes den rechten Zeigefinger dazunehmen und immer wieder das Tempo reduzieren oder einen Finger wegnehmen,
solange das Muster nicht flüssig gespielt werden kann.

bietet die Möglichkeit im Steg sowohl die Finger als auch die Saiten einzeln dazu- oder wegzuschalten (mute).